Wissen —   Maria Schmeiser, Communications Manager, Gottlieb  / Publiziert am Montag, 7. August 2023

Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich mehr Zeit für ihre Freundschaften


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Qualitativ hochwertige Beziehungen führen nicht nur zu mehr Lebenszufriedenheit, sondern wirken sich auch positiv auf die Gesundheit aus. Bereits vor der Pandemie stieg das Gefühl der Einsamkeit in der Schweizer Bevölkerung, und Social Distancing scheint international auch ohne Infektionskrankheit ein Trend zu sein. Im Auftrag des Migros-Kulturprozent untersuchte «In guter Gesellschaft – die erste schweizweite Freundschaftsstudie» des Gottlieb Duttweiler Institut (GDI), wie unsere Freundschaften in der Schweiz aussehen und wie sich die Bevölkerung damit fühlt und darüber denkt.

Schweizer Norm von Freundschaft
In der Schweiz hat man im Durchschnitt 4 enge Freundinnen bzw. Freunde, 8 weitere Freunde und einen Bekanntenkreis von 34 Personen. Ausschlaggebend für das Bilden von Freundschaften ist der Humor. In der Schweiz will man gemeinsam lachen können. Zusätzlich sind Gemeinsamkeiten wie Hobbys, die politische Meinung oder das Bildungsniveau entscheidend, während Äusserlichkeiten wie der Kleidungsstil keine Rolle spielen.

Rund ein Drittel der Befragten sieht die eigenen Freundinnen und Freunde wöchentlich oder sogar täglich. Ein weiteres Drittel trifft sich mehrmals im Monat. Dennoch finden 50 Prozent der Befragten, dass sie zu wenig Zeit mit ihren Freundinnen und Freunden verbringen. Wenn sich Freunde in der Schweiz verabreden, dann verbringen sie die gemeinsame Zeit am häufigsten mit Ausgehen, Feiern oder Essen. Dabei entstehen sowohl tiefsinnige wie auch weniger tiefsinnige Gespräche. Persönliche Begegnungen sind in der Schweiz ein deutliches Qualitätsmerkmal für Freundschaften und stärken die eigene Zufriedenheit. Digitale Tools können zwar beim Kennenlernen helfen, für den Freundschaftsverlauf und das eigene Wohlergehen hingegen ist die virtuelle Welt grossmehrheitlich nicht das Richtige.

Regionale Unterschiede, internationaler Vergleich
Die GDI-Studie zeigt deutliche regionale Unterschiede. Der Mittelwert an engen Freundinnen und Freunde ist in der Westschweiz mit durchschnittlich etwas über 4 Personen am höchsten und in der italienischen Schweiz mit wenig über 3 engen Freundinnen oder Freunden am tiefsten. Während die Deutschschweiz bei der Anzahl enger Freundschaften mit durchschnittlich knapp 4 in der Mitte liegt, zählt sie mit einem erweiterten Freundeskreis von etwas über 8 Personen den kleinsten erweiterten Kreis. Die Romandie zählt hier im Durchschnitt etwas über 9 und das Tessin zwischen 8 und 9 Personen. Während in der Deutsch- und Westschweiz nur etwa 30 Prozent ihre Freundinnen und Freunde mindestens einmal wöchentlich sehen, liegt dieser Wert im Tessin mit 44 Prozent deutlich höher. Im internationalen Vergleich ist die Anzahl enger Freundschaften in der Schweiz mit Studienergebnissen aus Deutschland und den USA vergleichbar.

Jüngere Generation stärker von Einsamkeit betroffen
In der Schweiz haben ältere Menschen weniger Freunde und sehen sich seltener. Dennoch sind sie mit ihren Freundschaften zufriedener als Jüngere und fühlen sich im Generationenvergleich weniger einsam. Einsamkeit ist bei Jüngeren ein grösseres Thema, obgleich sie mehr Freunde haben.

Übereinstimmung zwischen den Altersgruppen besteht darin, dass Freundinnen und Freunde eine wichtige Ergänzung oder gar einen Ersatz für die Familie bilden. Der Austausch wird von den Teilnehmenden als neutral, ehrlich und unvoreingenommen geschätzt. Auch in der quantitativen Befragung zeigt sich, dass etwa 80 Prozent mit Freunden über Gefühle und Probleme sprechen.

Gesellschaftliche Wirkung von Freundschaft
Wenn es um die Definition von Freundschaft geht, sind folgende Werte für die Schweizer Bevölkerung zentral: Vertrauen, Offenheit, Unterstützung, Loyalität, Zugehörigkeit und Gegenseitigkeit, also die Balance zwischen Geben und Nehmen. Und diese Werte spiegeln sich im gesellschaftlichen Leben wider. Wer viele Freundinnen und Freunde hat, engagiert sich mehr: Die Studie zeigt erstmals ausführlich auf, dass ein Zusammenhang besteht zwischen Freundschaften und dem persönlichen Verhalten und Engagement in der Schweiz. Die Hälfte der Befragten übt ihr Hobby oder ihre Vereinstätigkeit zumindest teilweise aufgrund von Freunden aus. Andere treten einem Verein bei und engagieren sich dank Freundschaften sozial. Wer viele Freundinnen und Freunde hat, übernimmt demnach häufiger eine soziale oder gesellschaftliche Aufgabe.

Freundschaften verändern uns – sie wirken sich nicht nur auf unser Verhalten und unsere Meinung, sondern auch auf unsere Persönlichkeit aus. Von den Befragten, die ihre Meinung zu einem wichtigen Thema geändert haben, taten dies 64 Prozent aufgrund des Einflusses von Freunden. Die eigene Meinung lässt sich also dank Freundschaften entfalten, weiterentwickeln und ändern.

Freundschaften müssen gepflegt und ermöglicht werden
Während eines Interventionsteils bestand der Auftrag von Teilnehmenden der qualitativen Studie des GDI darin, eine alte Freundschaft oder Bekanntschaft zu kontaktieren. Fast drei Viertel gaben an, dass die Erfahrung positiver war als anfangs gedacht. 80 Prozent haben dadurch den Kontakt wieder aufnehmen können und halten ihre wiederbelebte Freundschaft noch immer aufrecht. Die Freundschaften in der Schweiz lassen sich also leicht wiederbeleben.

Mehr als die Hälfte der befragten Personen wünscht sich mehr Freundinnen und Freunde. Umso erfreulicher ist, dass gemäss der GDI-Studie ein Viertel der Befragten in den vergangenen vier Jahren enge Freundschaften geschlossen hat. «In guter Gesellschaft» hat gezeigt, dass Freundschaften in der Schweiz dort gelebt werden, wo sich Menschen regelmässig treffen. Deshalb sind Orte und Einrichtungen wichtig, die dazu beitragen, Freundschaften zu pflegen oder neue zu schliessen. Denn Freundschaften sind der soziale Kitt, der die Schweiz zusammenhält.

Migros-Engagement lanciert #freundschaftsinitiative
Die Migros engagiert sich für den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Dabei spielen Freundschaften eine zentrale Rolle. Denn unser soziales Netz fördert Toleranz, Verständnis und Vielfalt. Deshalb hat das Migros-Kulturprozent die erste grosse Studie zur Freundschaft in der Schweiz in Auftrag gegeben. Die Studienergebnisse haben Migros-Engagement darin bekräftigt, die #freundschaftsinitiative zu lancieren. Migros-Engagement widmet ein Jahr der Freundschaft und motiviert mit der #freundschaftsinitiative die Bevölkerung, soziale Beziehungen zu pflegen, zu stärken und neu zu schaffen.

Die #freundschaftsinitiative umfasst verschiedene Teilprojekte, mit denen Freundschaften gefördert werden. Gestartet wird mit der Verlosung von 1000 Migros-Gutscheinen à CHF 250.– für gemeinsame Freundschaftserlebnisse. Im Herbst 2023 folgt ein Ideenwettbewerb, der grössere Freundschaftsprojekte unterstützt.

Methodik
Für die Studie wurden zunächst vier Fokusgruppen unterschiedlichen Alters in Interviews befragt und zusätzlich eine Gruppe mit Menschen, die nicht in der Schweiz aufgewachsen sind, aber hier leben. Erkenntnisse aus diesen qualitativen Befragungen flossen in die Gestaltung einer zweiten, quantitativen Befragung ein. Diese wurde online mit 3000 Menschen in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz durchgeführt, repräsentativ für Landesteile, Altersgruppen und Geschlechter.

Zusätzlich zum Interview und zur Umfrage wurde eine Interventionsstudie durchgeführt, in der Teilnehmende gebeten wurden, eine Freundin oder einen Freund von früher anzurufen, zu dem oder der sie den Kontakt verloren hatten. 63 Teilnehmende beantworteten vorab Fragen dazu, wie sie sich die Interaktion vorstellten, und danach, wie das Gespräch tatsächlich verlief.

Die komplette Studie «In guter Gesellschaft» steht interessierten Medienschaffenden ab sofort kostenlos in Deutsch, Französisch und Italienisch unter gdi.ch/freundschaft2023 zum Download bereit.




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