Gesundheit/Medizin —   medinside / Publiziert am Donnerstag, 11. Januar 2024

Nein, nicht die Senioren verteuern das Gesundheitswesen!


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Die beliebten Erzählungen lauten: Das letzte Lebensjahr ist das teuerste. Die Alterung der Bevölkerung treibt die Gesundheits-Ausgaben nach oben. Und: Die Jungen sind hier eher eine Quantité négligeable, wenn es um die Gesundheitskosten geht.

Am Ende stellen Diego Taboada und Jérôme Cosandey, die beiden Researcher des Think Tank, vielmehr die Gegenfrage: «Sind die Gesundheitskosten der Jungen zu hoch?» – so der Titel ihres Textes. Denn Taboada und Cosandey stellen fest, dass vor allem der Anstieg der Gesundheitskosten jüngerer Menschen jüngst das System aufgebläht hat. 

Aber der Reihe nach. Für das letzte Lebensjahr errechneten die Autoren Grundversicherungs-Kosten von insgesamt 2 Milliarden Franken. Verglichen mit OKP-Ausgaben von knapp 21 Milliarden Franken im gleichen Stichjahr machten die letzten zwölf Lebensmonate also nur 10 Prozent aus.

Zweiter Punkt: Die Gesamt-Gesundheitskosten der Über-65-Jährigen lag 2021 (im letzten erfassten Jahr) bei 44 Prozent. Zehn Jahre zuvor, 2011, war dieser Anteil genau gleich hoch. Nur: Der Anteil der Rentner war im gleichen Zeitraum um 12 Prozent gestiegen – wegen der dauernd erwähnten Überalterung.

Je jünger, desto teuer
«Somit sind die von Rentnern verursachten Kosten nicht nur stabil, sondern der Löwenanteil der Gesundheitsausgaben (56%) entfällt auf jüngere Personen», schreiben die Avenir-Suisse-Autoren.

Das führt also zum dritten Aspekt: Den Pro-Kopf-Ausgaben. Und hier findet sich die Kostendynamik vor allem bei den jüngeren Altersgruppen. Hier – konkret: bei den Unter-55-Jährige – ist das grösste Wachstum. Mehr noch: Es gilt grob gesagt die Faustregel «Je jünger, desto steigende Gesundheitsausgaben».

Denn unter den Erwachsenen war der Anstieg der Pro-Kopf-Ausgaben bei den 26- bis 30-Jährigen am stärksten (+32%). Und bei Kindern und Jugendlichen scheint es sogar zu einer Ausgaben-Explosion gekommen zu sein: bis 73 Prozent Steigerung bei Kindern zwischen 6 und 10 Jahren, 44 Prozent bei Jugendlichen zwischen 16 und 20 Jahren.
Zum Vergleich: Bei den über 70-Jährigen stellen die Statistiker ein Plus von lediglich 10 Prozent fest.
 

Was ist der Mehrwert?
Präzise Gründe bieten Cosandey und Taboada nicht. Als mögliche Erklärungen nennen sie eine gewisse Konsumhaltung jüngerer Generationen (und die Tendenz, den Arzt schon mit Bagatellfällen aufzusuchen). 
Oder aber, positiver formuliert: Vielleicht zeige sich hier ein Wille, eher auch medizinische Ressourcen in jüngere Menschen zu investieren.

Für das Avenir-Suisse-Team drängt sich denn auch ein anderer Aspekt auf: Wenn man sich nicht mit den simplen Überalterungs-Erklärungen abspeisen lässt, sondern endlich auch die Kostenexplosion bei den Jüngeren aufgreift – dann sollte der Mehrwert von Gesundheitsleistungen genauer beobachtet werden: «Diese Mehrwertorientierung ist eine wesentliche Voraussetzung für eine möglichst hohe 'Rendite' pro investiertem Franken im Gesundheitswesen. Einzig damit lässt sich ermitteln, welche Zusatzausgaben gerechtfertigt sind – bei jungen wie bei älteren Menschen.»




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