Politik/Gesellschaft —   Colette Nova / Publiziert am Donnerstag, 14. Juli 2022

Renteninitiative: Auswirkungen auf Arbeitsmarkt, Gesamtwirtschaft, ALV und Sozialhilfe


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Die Volksinitiative «Für eine sichere und nachhaltige Altersvorsorge (Renteninitiative)» fordert Rentenalter 66 für beide Geschlechter und eine anschliessende Koppelung des Rentenalters an die durchschnittliche Lebenserwartung der schweizerischen Wohnbevölkerung, um die AHV langfristig zu finanzieren und die Renten zu sichern.

Ein höheres Rentenalter bedeutet auch ein steigendes Arbeitsangebot der betroffenen Bevölkerungsgruppe. Dies dürfte zwar der wachsenden Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften entgegenkommen, für den längeren Verbleib dieser Personen auf dem Arbeitsmarkt spielen jedoch auch noch weitere Faktoren eine Rolle. Das Bundesamt für Sozialversicherungen hat das Büro Ecoplan damit beauftragt, die Auswirkungen einer Erhöhung des Rentenalters auf den Arbeitsmarkt, insbesondere auf die Arbeitsmarktbeteiligung von älteren Arbeitnehmenden zu untersuchen und die Folgen für die Gesamtwirtschaft und die wichtigsten betroffenen Bevölkerungsgruppen aufzuzeigen. Weiterumfasste der Auftrag qualitative Einschätzungen zu den Auswirkungen einer Rentenaltererhöhung auf die Arbeitslosenversicherung und die Sozialhilfe.

Die Arbeitsmarktbeteiligung von älteren Personen ist von unterschiedlichen Faktoren sowohl seitens des Arbeitsangebots wie auch der Arbeitsnachfrage abhängig. In der Studie werden die verschiedenen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt anhand mehrerer Szenarien, gestützt auf Daten des Bundesamtes für Statistik (BFS) und aus der Fachliteratur, aufgezeigt. Je nach Szenario zur Entwicklung und zum Verhalten auf dem Arbeitsmarkt variiert die Beschäftigungsquote von älteren Arbeitnehmenden. Die Autoren der Studie schätzen, dass die Erwerbsquote in Vollzeitäquivalenten (VZÄ) bis 2043 um 1,7 bis 4 Prozent zunehmen würde. Die Studie zeigt, dass für den Verbleib auf dem Arbeitsmarkt zahlreiche Faktoren eine Rolle spielen. Von grosser Bedeutung ist dabei die Gesundheit, werden doch gesundheitliche Probleme als häufigster Grund für den (freiwilligen oder unfreiwilligen) Austritt aus dem Arbeitsmarkt genannt.

Für ältere arbeitslose Personen ist es im Vergleich zu jüngeren Arbeitnehmenden bedeutend schwieriger, eine neue Arbeitsstelle zu finden. Laut der Studie wären ältere Arbeitslose, Erwerbstätige mit nicht mehr nachgefragter Qualifikation sowie Berufsgruppen mit besonderen körperlichen oder psychischen Belastungen von einer Rentenaltererhöhung besonders starkbetroffen. Sollte die Initiative entgegen der Empfehlung des Bundesrates in der Volksabstimmung angenommen werden, wären daher flankierende Massnahmen nötig, um die negativen Auswirkungen auf diese Bevölkerungsgruppen in Grenzen zu halten. Die Studie liefert diesbezüglich auch erste Überlegungen.

Zusammenfassend zeigt die vorliegende Studie auf, dass eine Erhöhung des Rentenalters eine mögliche Option zur längerfristigen Finanzierung der AHV darstellt. Im Rahmen der nächsten Reform zur Stabilisierung der AHV sollen weitere Massnahmen geprüft werden. Dabei werden auch die Ergebnisse der Studie von Nutzen sein.

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