Wissen —   PPS / Publiziert am Montag, 18. Juli 2022

Schneearmut und Gletscherschmelze auf hohem Niveau


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Bild: Der Driestgletscher oberhalb des Grossen Aletschgletschers im Kanton Wallis ist bereits jetzt im Juni schneefrei.

Dieses Jahr hat eine intensive Hitzewelle bereits im Mai den Alpenraum erfasst. Die Folge war eine rasante Schnee- und Gletscherschmelze, die im Juni auf hohem Niveau voranschritt und einen vorläufigen Höhepunkt in der jüngsten Hitzewelle vom letzten Wochenende fand. Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline, erklärt: «In der Schweiz wurde der zweitwärmste Mai seit dem Jahr 1864 aufgezeichnet. Auch im Juni gab es in den Tälern schon viele Tage mit Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke.  Der in diesem Jahr ohnehin sparsam gefallene Schnee schmilzt seit Mai nun auch noch rasant und schützt das Eis nicht mehr vor der Wärmeeinstrahlung. Viele tieferliegende Gletscherzungen wie beispielsweise der Gorner-, Fiescher- oder Aletschgletscher lagen in der Folge aussergewöhlich früh bereits Ende Mai schon bis in Höhenlagen von 2500 Meter schneefrei da. Im Juni ging die Schmelze ungebremst weiter und die zuletzt sehr hohen Temperaturen setzten noch eins drauf. Da die Gletscher bereits bis in Höhenlagen von rund 3000 Metern schneefrei sind, schmolz in den vergangenen heißen Tagen viel Eis weg. Entsprechend präsentieren sich die Hochlagen der Alpen aktuell bereits wie in einem durchschnittlichen August.» 

Abfluss von Wassermengen immens

Das durch die rekordverdächtige Schneearmut fehlende Schmelzwasser führt zu Trockenheit und niedrigen Wasserständen. Die Eisströme der Alpen schrumpfen zunehmend. Das Kühlsystem verliert somit an Kraft. Der beschleunigte Verlust an Süßwasservorrat durch große Abflussmengen führt unter anderem zum Rückgang der Artenvielfalt und auch die Landschaft der Alpen ändert sich. Laut dem Klimaexperten und Meteorologen Dr. David Volken lag der Spitzenabfluss am Grossen Aletschgletscher beispielsweise am Nachmittag des 20. Juni 2022 bei 82.000 Liter Wasser pro Sekunde. Im Tagesmittel waren es immer noch 66000 Liter pro Sekunde. Dies entspräche einem Abfluss von 5,7 Milliarden Liter Wasser pro Tag. Im Vergleich wäre das jeden Tag eine Wassermenge in einer vollen 0,7 Liter-Flasche für jeden Erdbewohner. 

Entspannung nicht in Sicht

Die Wetteraussichten lassen bisher keine Hoffnung auf eine Unterbrechung der Schmelze zu. Goldhausen: «Für die kommende Woche gibt es schon Anzeichen, dass ein Schwall heisser Mittelmeerluft den Alpenraum erneut erfasst.»

Mit diesen Aussichten geht die Gletscherschmelze ungebremst weiter. Zudem sagen viele Klimamodelle einen sehr warmen und trockenen Sommer für Mitteleuropa bis Ende August voraus. Somit werden die Schweizer Gletscher diesen Sommer überdurchschnittlich viel Eismasse verlieren. Es besteht sogar das Risiko, dass der Rekord-Schmelzsommer aus dem Jahr 2003 überboten wird. Damals sind drei bis vier Prozent des Gletschervolumens verloren gegangen. 




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