Gedanken dazu ... —   Roland Peter / Publiziert am Dienstag, 29. August 2023

Was geht ab bei Frau Rickli?


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Im Schweizerischen Gesundheitswesen läuten schon länger die Alarmglocken. Und sie werden immer lauter: Personalmangel, fehlende Medikamente, steigende Kosten – und Krankenkassenprämien, die Jahr für Jahr steigen. Für die Zürcher Regierungsrätin Natalie Rickli (46) ist der Fall klar. So geht es nicht mehr weiter. In einem Interview mit der «Sonntagszeitung» plädiert sie nun dafür, das System komplett neu zu überdenken. Ihrer Meinung nach «sollte sogar eine Abschaffung der obligatorischen Krankenversicherung in Betracht gezogen werden».

 

Was geht da ab bei Frau Rickli? Nicht viel, behaupte ich. Jedenfalls nichts, was weiter hilft. Sie betreibt bestenfalls bekannte (und leider auch erfolgreiche) SVP-Wahltaktik: Plakative Slogans und starke Rhetorik - aber leider keine Lösung. Und sie ergreift die Gunst der Stunde gerade noch rechtzeitig. Denn die SP will wieder die Einheitskasse unters Volk bringen und die PDF will mit einer «Budget»-Versicherung die Prämienlast des Mittelstands verringern. Höchste Zeit also, dass sich auch die SVP zu Wort meldet. Dass sie einen wunden Punkt anspricht, ist allen klar. Denn die hohe Prämienlast ist vor allem mit unteren und sogar mittleren Einkommen kaum noch zu stemmen. Da holt man mit derart populistischen Vorstössen garantiert viele Stimmen. Ich bin überzeugt, dass in den Köpfen vieler Geplagten einzig der Spruch von Frau Ricklie hängen bleibt, den sie im Interview schön platziert hat: «So kann es nicht weiter gehen!» 

Bis heute habe ich von Frau Rickli allerdings noch nichts gehört und auch nichts gelesen, was einer konstruktiven Lösung nahe kommt. Die von ihr angedachte Abschaffung des KK-Obligatoriums muss ausgeschlossen werden. Das dient höchstenfalls dazu, dass sie und die SVP im Nachrichtenzyklus präsent bleiben.

Genau das Obligatorium garantiert, dass wir eine medizinische Grundversorgung erhalten. Egal ob wir arm oder reich sind. Die Reichen können sich eh mit Zusatzversicherungen den gewünschten Luxus holen. Wenn man die Verhältnisse in den USA berücksichtigt, wird schnell klar, wie wichtig eine verpflichtende Regelung in diesem Bereich ist. Kein Mensch sollte gezwungen sein, für medizinische Versorgung zu betteln oder Schulden dafür aufzunehmen. Es wird genauso problematisch, wenn die obligatorischen Leistungen so stark eingeschränkt werden, dass de facto ein medizinisches Zweiklassensystem entsteht, ähnlich wie in Grossbritannien. Dort erleben nicht privat versicherte Patienten oft lange Wartezeiten für Untersuchungen, und einige überleben diese Wartezeit leider nicht. 

Darum sage ich hier: So nicht - Frau Rickli. Ich bin weder Politiker  noch Gesundheitsexperte. Aber ich bin Bürger und Wähler. Darum warte ich gespannt auf kommende Vorschläge. Wenn möglich noch vor den Herbstwahlen. 




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