
Falsche Anschuldigungen haben manchmal einen ernsthaften, gesundheitlichen Hintergrund
Mit zunehmendem Alter steigt bei vielen Menschen die Sorge, Opfer von Betrug oder Übervorteilung zu werden. Die Grenze zwischen berechtigter Vorsicht und ungesunder Angst ist dabei oft fliessend. Besonders im Alltag älterer Menschen, die an kognitiven Einschränkungen leiden, zeigt sich, wie anfällig sie für verschiedene Formen von Täuschung und Missbrauch sein können.
Sorgen, die den Alltag dominieren
Viele ältere Menschen entwickeln eine wachsende Skepsis gegenüber ihrem Umfeld. Das Vertrauen in Ärztinnen, Nachbarn oder Dienstleister wird durch die Angst getrübt, betrogen oder nicht ernst genommen zu werden. Diese Ängste können dazu führen, dass alltägliche Missverständnisse zu Konflikten eskalieren. Zum Beispiel könnte jemand, der den Überblick über seinen Besitz verloren hat, fälschlicherweise Fremden oder Verwandten böse Absichten unterstellen.
Alltagsprobleme und familiäre Spannungen
Die wachsende Angst vor Betrug hat oft auch Auswirkungen auf die Familien. Es kommt vor, dass ältere Menschen Angehörige beschuldigen, sie finanziell zu übervorteilen, obwohl dafür keine Beweise vorliegen. Solche Anschuldigungen führen häufig zu Streitigkeiten, die das familiäre Miteinander belasten. Auch alltägliche Situationen wie Missverständnisse über Eigentum oder Termine können zu unnötigen Konflikten führen.
Gefahren von aussen: Betrug und Übervorteilung
Neben familiären Spannungen sind ältere Menschen auch äusseren Gefahren ausgesetzt. Dies reicht von Schockanrufen, bei denen hohe Geldbeträge erpresst werden, bis hin zu gezielten Hürden im Umgang mit digitalen Dienstleistungen. Besonders technologische Herausforderungen, wie erschwerte Abo-Kündigungen oder unverständliche Vertragsklauseln, werden von Unternehmen teilweise bewusst eingesetzt, um ältere Menschen auszunutzen.
Verunsicherung durch kognitive Einschränkungen
Besonders in den Anfangsphasen einer Demenz sind ältere Menschen oft verunsichert. Die kognitiven Fähigkeiten reichen noch aus, um alltägliche Aufgaben selbstständig zu bewältigen, doch es kommt häufiger zu Missverständnissen und Vergesslichkeit. Diese Unsicherheit kann Misstrauen und Angst schüren, was den Umgang mit anderen erschwert – sowohl für die Betroffenen selbst als auch für ihr Umfeld.
Experten fordern mehr Schutz
Die forensische Psychologin Henriette Haas betont, dass Übervorteilung im Alltag älterer Menschen kein seltenes Phänomen ist. Es beginnt oft bei scheinbar kleinen Dingen wie schwierigen Kündigungsprozessen für Abonnements und kann bis hin zu schwerwiegenden Betrugsfällen reichen. Sie fordert strengere gesetzliche Regelungen, um ältere Menschen besser vor Täuschung und Missbrauch zu schützen.
Was Angehörige tun können
Experten raten Angehörigen, frühzeitig ein offenes Gespräch mit den Betroffenen zu führen und bei Bedarf den Hausarzt oder die Hausärztin einzubeziehen. Eine medizinische Abklärung kann helfen, die Ängste und kognitiven Herausforderungen besser zu verstehen und geeignete Massnahmen einzuleiten.
Gesellschaftliche Verantwortung
Die wachsenden Herausforderungen des Alters verlangen nicht nur von Familien, sondern auch von der Gesellschaft mehr Verständnis und Unterstützung. Unternehmen, Behörden und Dienstleister sind gefordert, ihre Prozesse transparenter und barrierefreier zu gestalten. Gleichzeitig müssen rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden, um ältere Menschen effektiv vor Täuschung und Übervorteilung zu schützen.
Die Ängste älterer Menschen vor Betrug sind oft begründet, können aber auch durch kognitive Einschränkungen verstärkt werden. Eine klare Trennung zwischen berechtigter Sorge und ungesunder Angst ist nicht immer einfach. Um die Lebensqualität im Alter zu sichern, braucht es daher eine Kombination aus familiärer Unterstützung, gesellschaftlicher Verantwortung und rechtlichem Schutz.
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